Das Pferd - Nutztier oder Freund fürs Leben?

Mit diesem Blogbeitrag möchte ich Dir heute die Gelengenheit geben, das Reiten - oder auch das Nicht-Reiten - mit Deinem Pferd näher zu betrachten. Was bewegt Euch, gemeinsam reiten zu gehen oder es vielleicht auch ganz bewusst nicht zu tun? Geht Ihr reiten, weil man das halt so macht oder habt Ihr Euch davon verabschiedet?

 

Mich beschäftigt – inspiriert durch verschiedene Beiträge - in letzter Zeit immer wieder die Frage nach dem Nutztiergedanken des Pferdes. Natürlich waren Pferde das viele Jahrhunderte für den Menschen, vom reinen Nahrungslieferanten haben sie sich zum treuen Begleiter entwickelt, ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen. Viele Kriege wären ohne Pferde sicher ganz anders gelaufen, die Landwirtschaft hätte sich ohne Unterstützung der Pferde als Zug- und Arbeitstiere ganz anders entwickelt und es wäre nicht möglich gewesen weitere Strecken zurückzulegen, egal ob als Reiter oder als Passagier auf einer Kutsche.

 

Vielleicht geht es Dir wie mir und auch Du hast deine Beziehung zu den Pferden in einem Reitstall begonnen.  Aus dem Wunsch heraus mit Pferden Zeit zu verbringen entstand die Idee reiten zu lernen, in den meisten Fällen, die einzige Möglichkeit Kontakt zu Pferden zu haben, sofern man nicht irgendwo ein Pflegepferd ergattern konnte. Und so war reiten und generell die Arbeit mit dem Pferd lange Zeit völlig normal für mich. Der Mensch sagte etwas, das Pferd führte es aus, so hatte ich es gelernt, so habe ich es mit meinen Pferde gemacht und doch war da immer die Frage oder viel besser das Gefühl, ob das wirklich alles so richtig ist, ob ein Pferd sich wirklich von jedem Menschen, der daher kommt reiten lassen muss.

 

 

Reite ich mein Pferd nutze ich es, das steht außer Frage. Aber ist es damit auch gleich ein Nutztier? Ich würde sagen das kommt ganz darauf an. Gehe ich in einen Reitstall, miete mir ein Pferd und reite los, dann ist es sicherlich ein Nutztier, es ist da um die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen und eine echte Möglichkeit seine Meinung zu äußern, hat es meistens nicht.

 

Doch wie ist das nun mit dem eigenen Pferd oder der Reitbeteiligung? Ich glaube auch hier gibt es viele Beispiele für Pferde als Nutztiere, aber in letzter Zeit ist auch viel in Bewegung geraten. Es ist inzwischen ganz normal mit einem Pferd spazieren zu gehen. Ich kann mich noch erinnern, als ich vor 15 Jahren hierher zog und als Exot plötzlich mit Pferd spazieren ging. Der erste Nachbar fragte sogleich, ob das Pferd krank sei und ich es nicht reiten könnte. Ich habe nur geantwortet, dass es uns beiden gut geht und dass ich das Pferd reiten kann, aber nicht muss.

 

Ich denke, wenn wir mit „unserem“ Pferd eine gute Beziehung aufgebaut haben und in Cosonanz sind, das Pferd mit all seinen Bedürfnissen wahrnehmen und ihm zuhören, dann ist die Frage nach Reiten völlig legitim. Ein Pferd, das psychisch frei ist wird uns antworten, was es davon hält. Das ist zunächst nur eine Antwort auf diese eine Frage in diesem einen Moment, sie kann zu einem anderen Zeitpunkt schon ganz anders aussehen. So haben beide die Chance darauf, wirklich Spaß beim Reiten zu haben. Doch nicht alle Pferde werden gern geritten. Manche mögen es einfach nicht, andere haben zu viele schlechte Erfahrungen in ihrem Leben damit gemacht und wieder andere Pferde lieben es, entweder generell oder mit diesem einen Menschen und das sind dann die Paare, die wir beobachten können und die wirken wie ein Zentauer, als wären sie eins, als würden sie sich völlig dem Partner hingeben und mit unsichtbaren Hilfen über das Parkett schweben. Wie schade, wenn diese Paare aus falsch verstandener Tierliebe dieses Gefühl der Verbundenheit nicht auch im Sattel leben können. Das soll kein Plädoyer dafür sein, dass jedes Pferd ein Reitpferd ist, aber wenn das Pferd und der Reiter gemeinsam Freude daran haben, spricht in meinen Augen nichts dagegen. Warum sollte man nicht gemeinsam tun, was beide lieben?

 

 

Reiten ist immer eine individuelle Vereinbarung zwischen einem Menschen und einem Pferd, es ist weder selbstverständlich, noch auf andere übertragbar. Es hängt einzig und allein von der Qualität der Beziehung der beiden zueinander ab und daraus ergibt sich, dass der klassische „Beritt“ von Pferden nicht wirklich sinnvoll ist. Vielleicht trifft ein Pferd mit seinem Bereiter diese Vereinbarung, das heißt aber noch lange nicht, dass es auch von seinem Besitzer geritten werden will. Vielleicht ist die Beziehung zum Besitzer auch vertrauensvoll und erfüllend für beide Seiten und das Pferd lässt sich gern von ihm oder ihr reiten, aber muss es deshalb einen Bereiter auf seinem Rücken akzeptieren?

 

 

Wenn wir diese Überlegung in das Reiten übernehmen und es als individuelle Vereinbarung sehen, die von beiden Seiten völlig freiwillig geschlossen werden kann, sehen, dann sind wir raus aus dem Nutztierdenken und haben auch im Sattel eine echte Chance auf Verbundenheit und Cosonanz. Wie ist das bei Euch? Habt Ihr diese freiwillige Vereinbarung miteinander besprochen und später gemeinsam geschlossen? Dialogisiert Ihr dieses Thema immer mal wieder mit Euren Pferden und passt diese gemeinsame Vereinbarung - nämlich gemeinsam reiten zu gehen oder eben nicht zu reiten - auch immer mal wieder an Eurer beider Bedürfnisse an?  Vielleicht konnte ich Dich mit diesen Zeilen inspirieren, diese Vereinbarung mit Deinem Pferd mal wieder zu dialogisieren. In jedem Fall möchte ich Dich dazu einladen, mit Deinem Pferd ins Gespräch zu kommen...

 

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Pferdezeit Nicole Eigenwald

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